Pro:
Holk Dohle: Augustusburg sollte sich nicht vor neuen Trends verschließen, auch wenn diese etwas grobstollig sind
Skifahrer hätten sie am liebsten vom Schlepplift geschubst, als vor Jahren die ersten Snowboarder auf den Pisten auftauchten. Inzwischen teilen sie sich den Hang. Übrigens auch in Augustusburg. Die Möglichkeiten, seine Freizeit zu gestalten, werfen immer vielfältiger. Der Platz zur Ausübung des Hobbys wird leider nicht größer. Man muss zusammenrücken. Toleranz und Disziplin sind gefragt. Auch in Augustusburg, wo sich engagierte Radsportler für eine Abfahrtsstrecke für Mountainbiker, eine sogenannte Downhill-Strecke, einsetzen.
Sie soll von der Bergstation der Drahtseilbahn abseits vom Weg in Richtung ehemaliger Sprungschanze bis hinunter nach Erdmannsdorf führen. Gespräche mit dem Forstamt und eine Ortsbesichtigung fanden bereits statt. Allerdings auch schon regelmäßige Talfahrten durchs Gehölz und sehr zum Unmut von Spaziergängern auch auf Wanderwegen. Dem wollen die Pedalritter auf den grobstolligen Untersätzen entgegenwirken. Sie bemühen sich um eine Strecke, auf der sie ihren Sport legal ausüben können. Dadurch können gleichzeitig auch schwarze Schafe aus dem Unterholz vertrieben werden.
Die Stadt Augustusburg, die ja bei der Genehmigung der Abfahrtspiste sicherlich das letze Wort haben wird, sollte sich dieser Trendsportart nicht verschließen, sondern sie als Chance sehen, den Freizeit- und Tourismusbereich rund um den Schellenberg noch attraktiver zu machen.
Nicht nur die Drahtseilbahn würde von den neuen Gästen profitieren, da deren teure Hightech-Geräte meist nur zum Berg runterfahren taugen. Auch Gaststätten und Hotels bekämen neue Kundschaft und zwar das ganze Jahr über. Augustusburg könnte neben Schloss mit seinen Museen, Motorradfahrer-Wintertreffen, Sommerrodelbahn, Skihang und Oldtimerrallye ein weiteres Pfund in die Waagschale werfen.
Und auch der Wald würde seinen Reiz für Spaziergänger und andere Naturliebhaber nicht verlieren, wenn Radler abseits von Wanderwegen auf einer kaum einen Meter breiten Spur ins Tal rollen.
|
.
|
|
Kontra:
Gudrun Frohmader: Augustusburg braucht keinen Remmi-Demmi-Tourismus in knallbunten Farben
Schon der Name “Downhill” jagt mir Schauer über den Rücken. Als ob man dafür nicht schlicht “Bergab” sagen könnte. Aber zwischen Mountainbike (=Bergfahrrad), Hillclimbing (=Bergsteigen) und Off Road (=querfeldein) muss man sich wohl an solche linguistische Abwege gewöhnen. Nicht jedoch an Abwege wie eben jene Downhillstrecke in Augustusburger Wäldern.
Für mich stellt sich als erstes die Frage: Wozu sind solche so genannten Extremsportarten überhaupt nütze? Dass sich einige wenige - denn die sind es ja, die sich die teure Ausrüstung dafür leisten können - den Kick verschaffen können, der ihr Leben versüßt?
Zum zweiten frage ich mich: Braucht Augustusburg diese Art Freizeitangebot? Sollte die Stadt sich für ihre Zukunft nicht vielmehr darauf besinnen, was sie von ihrer Tradition her ist - ein Erholungsort, in dem der Gast Ruhe und Entspannung findet. Bei der Beschäftigung mit den Angeboten in den Museen des Schlosses, vor allem aber auch in der Natur rund um das “Städt’l”. Schöne Wanderwege gibt es genug. Und gerade die vielbegangenen hinunter nach Erdmannsdorf sollen von der Downhill-Strecke berührt werden. Wenn wir überlegen, dass beim beschaulichen Spaziergang auf dem Bärengarten-, dem Hainborn-, dem Mühlenweg oder auf der Rodelbahn plötzlich ein Radfahrer aus den Büschen geschossen kommt, dann habe ich so meine Bedenken, wie lange das gut gehen wird. Denn wer kann schon garantieren, dass die “Bergabradler” sich immer an die vorgeschriebene Strecke halten und die Spaziergänger ihren Weg in der Schnittzone stets gut sichern. Abgesehen davon, das die Downhiller der Natur in dem Landschaftsschutzgebiet nicht gerade zuträglich sind, Hänge ruinieren (so bedecken zum Beispiel den unterhalb der Sprungschanze Erikabüsche von seltenem Ausmaß) und das Wild stören.
Ich finde Augustusburg braucht diese Art Remmi-Demmi-Tourismus in den knallbunten Farben nicht. Es sollte vielmehr mit Pfiff auf seine alten, guten Tugenden setzen und der Natur ihren Frieden lassen.
|